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Definitionsfragen

Neue Themen aufgreifen ?

    [Auch wenn der Autor meinte, dieser Text sei nur im Kontext mit anderen Texten zu verstehen, haben wir diesen Text alleine verwendet, wir meinen, er sei auch ohne Kontext zu lesen, die Red.]

    Selten hat eine 2-Stunden-Veranstaltung in den letzten Jahren auf einen Chaos Communication Cortgress soviel Wirbel im Vorfeld erzeugt. Die ersten Fälle über den gezielten Einsatz von Viren oder Hacks gegen die Technik zur Durchsetzung politischer und wirtschaftlicher Ziele bringt eine neue Qualität in die Diskussion über Technikfolgen und die Abhängigkeit einer Gesellschaft.

    Nun ist es eine nicht selten verwendete Methode, erstmal Nachrichten (die erst durch eine Interpretation zur Information wird, wie die Informationswissenschaft lehrt) in Zweifel zu ziehen. Der Spiegel ist ein beeindruckendes und einflußreiches Medium in diesem unseren Lande. Er hat viel aufgedeckt und gilt als Medium, welches gut recherchiert. Aber anscheinend wird hier geglaubt eine Nachricht aus Medium mit, der Nachricht eines anderen Mediums widerlegen zu körinen. Dabei wird ignoriert, daß die Meldungen auf deren Grundlage, viele Arbeiten, eben Quelleninformationen sind. Die Meldungen die wir anführen beziehen sich auf Meldungen und Stellungnahmen im Zuge von Diskussion der NASA und Jap. Ministerien oder GMD-Meldungen. Aussagen über Viren gegen die Space Shuttle und das Umfeld sind berichtet worden, die NASA hat dazu Stellung genommen, und die ursprüngliche Meldung korrigiert oder versucht aus ihrer Sicht "richtigzustellen". Es muß begriffen werden, daß ein weltweites Kommunikationsmedium stark von der Selbstregulierung lebt. Im Gegensatz zu "Zeitungsenten", wo die korrigierende Meldung einer Zeitung in der letzten Ecke steht, hat die Stellungnahme und die Diskussion in den Kommunikationsnetzen den selben Stellenwert. Hier korrigieren nicht "nachrecherchierende" Journalisten, sondern die betroffenen Leute, die ihre Meinungen und Informationen gegenüberstellen. Daher sollte eine Aussage: Techno-Terrorismus gibt es nicht" mit vorsichtig genossen werden.

    Die, Hacker-Ethik spricht davon, dass Hacker nach ihren Handlungen beurteilt werden sollen. Da wir im CCC bekanntlich das "hacken" als kritischen-spielerischen Umgang mit Technik begreifen, müßen wir uns überlegen, was diese Aussage für uns heißt. Wir müßen uns sogar fragen, ob diese Aussage so stehen bleiben kann. Muß nicht die Intention eines Handels auch - vielleicht sogar der wichtigere - Rolle bei der Beurteilung eines Menschen spielen ?

    Es wurde angesprochen, daß der CCC sich selbst bestimmte Aufgaben gestellt hat, wie z.B. Informationsfreiheit. Es besteht kein Zweifel, dass wir unsere Daseinsberechtigung nicht zuletzt aus diesem Begriff ziehen. Aber inhaltliche ArbeiL ist zentral vom Umfeld der Arbeitsmöglichkeiten im CCC und von seinem inneren Zustand abhängig. Diese Erfahrung mußte der CCC vor einigen Jahren machen. Der sogenannte Hamburger Klüngel und die Kritik am Stil einzelner Personen haben damals ihre Wirkung gehabt. Die Arbeit des CCCs wurde behindert. Die anfängliche Medienarbeit hat ein Bild der Öffentlichkeit über den CCC erzeugt, mit den wir heute Leben müßen. Es ist vielleicht sinnvoll, sich über Fehler und Verantwortung in der Vergangenheit zu unterhalten. Aber für unsere heutige Arbeit hat zu gelten, daß wir erstmal mit diesem Status/Zustand leben müßen und demnach agieren sollten.

    Bis heute steht die Aussage: "Wenn in der Welt ein Bit umkippt, klingeln beim CCC die Telefone". Häufig genug merken wir das. Es ist für die interessierten Kreise heute kaum noch zu bezweifeln, daß es zum gezielten Einsatz von Viren, Würmern, elektr. Bomben, Systemeinbrüchen, etc gegen Technik zur Durchsetzung von Gruppenzielen kommen wird. Themen wie, Viren, Würmer, Hacker, etc führen auch heute zum Griff in die Schublade "CCC". Wenn wir damit rechnen müßen, daß der Techno-Terrorismus kommt, dann müßen wir darüber reden und das Thema nicht totschweigen oder durch Begriffsänderungen verwässern. Und wenn der Begriff "Techno-Terrorismus" aus der VS-Ecke kommt, dann ist das zwar ein Problem aber kann auch ignoriert werden. Die - ebenfalls anscheinend ohne Probleme - verwendeten Begriffe wie Widerstandswissen oder Technologiefolgenabschätzung kommen aus anderen Ecken und sind dadurch nicht minder vorbelastet. Trotzden sollten wir uns trauen die Begriffe zu verwenden, weil sie in Gegendwart und Zukunft verwendet werden. Eine offene Diskussion, die klare Stellungnahme, ist eine Vorraussetzung dafür, daß wir bei diesem Thema nicht schon wieder nur reagieren müßen und dadurch nie jemand geholfen haben, sondern das wir im Vorfeld agieren - und wenn es nur dadurch geschieht, daß wir daräber reden und die verschiedenen möglichen Argumente und Sichtweisen zu hören.

    Ein "Verbot" dieses Thema gab es nicht. Aber Aussagen wie: "Bei dem Thema sitze ich nicht auf dem Podium" oder Kurzbeiträge in der Vorbereitung der letzten beiden Congresse haben durch die Person, die sie bringt einen gewissen Einfluß, die einer sachliche Diskussion zuwiderläuft. Da muß sich auch jede(r) seine(r) persönlichen Verantwortung bewußt sein.

    Wie auch gesagt wurde: "Wir müßen durch das Thema Techno-Terrorismus durch". Wir sollten nur selbst entscheiden, wann wir durch müßen und das nicht von außen aufdrücken lassen. Auch wenn viele die Diskussion auf dem Congress nur mittelmäßig fanden und am Thema teilweise vorbeilief: Es ist ein Erfolg, daß wir angefangen haben.

    terra

 

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